Ich bin schlank — na und!

Zeitverschwendung ist für mich, wenn ich TV-Werbung über mich ergehen lassen muss. Deshalb zeichne ich auch prinzipiell alle Sendungen die mich interessieren auf, um so die teilweise auch sehr geschmacklosen Werbeeinlagen zumindest wegspulen zu können.

fat-547439_640Um eine Werbeeinlage komme ich aber nie drum herum und dass ist die, die morgens im Morgenmagazin der öffentlich-rechtlichen, bzw. staatlichen, Sendeanstalten direkt vor den Nachrichten ausgestrahlt wird. Dieser Spot macht Werbung für ein Online-Portal zur Suche von Billigflügen. Im Bild erscheint ein extrem fettleibiger Mann der sich in den Sitz eines Flugzeuges in der Touristenklasse quetscht und von einer Stewardess ein kleines Kopfkissen gereicht bekommt. Wie kommt jemand darauf, dass diese Werbung überhaupt jemanden ansprechen könnte? Ich frage mich wirklich, was sich die Werbefachleute dabei gedacht haben!? Wirklich dicke Menschen, so wie dieser Herr in der Werbung, so kann ich mir vorstellen, schauen wahrscheinlich nur auf den winzigen Sitzplatz, der schon für nicht extrem übergewichtige Menschen einen eher unbequemen Eindruck macht. Daran ändern auch die nette Stewardess und das winzige Kissen nichts. (Für die, die es nicht wissen: Es gibt auch durchaus Flugzeuge, bzw. Fluggesellschaften, die selbst in der Touristenklasse wesentlich besseres zu bieten haben und deshalb trotzdem mit sogenannten Billigfliegern durchaus konkurrieren können, jedenfalls auf Langstreckenflügen.) Dünne Menschen oder zumindest nicht Übergewichtige, so kann ich mir vorstellen, schauen wahrscheinlich nur auf diesen furchtbar dicken Mann und stellen sich vor, wie es wäre, wenn sie auf dem Flug den Sitz daneben hätten. Dies ist äußerst unangenehm — nicht nur für den Dünnen, sondern auch für den Dicken! Ich weiß das, denn ich spreche aus Erfahrung. Und mit »Dick« meine ich auch nicht die Menschen die 10 oder 20 Kilo Übergewicht haben, denn das ist ja heute schon eher die Norm. Nein, ich meine damit vielmehr die, die wirklich 30 Kilo und mehr zu viel mit sich herumschleppen. Aber selbst 30 Kilo sind wohl mittlerweile immer noch relativ und abhängig sowohl vom Geschlecht, als auch von der Körpergröße.

slimBei einer Frau von ca. 1.70 m kann das Wohlfühlgewicht sicherlich um 20 Kilo variieren. Ich bin 1.74 m und wiege je nach Lust und Laune zwischen 61 und 63 Kilo. Wobei ich die 2 Kilo mehr eigentlich nur im Winter trage, mein Zahnschmelz dankt mir das bisschen mehr Speck auf den Rippen dann jedenfalls —verhindert er doch das Zähneklappern, wenn ich mit Øsel spazieren gehe. Aber ob Sommer oder Winter, meine Kleidergröße hat sich in den letzten 30 Jahren nicht geändert und ich trage immer noch Größe 36, worauf ich zugegebenermaßen schon ein wenig stolz bin. Aber von nichts kommt nichts und natürlich muss ich dafür schon einiges tun. So habe ich mein ganzes (erwachsenes) Leben lang Sport gemacht und auch immer ein wenig auf meine Ernährung geachtet, obwohl ich Käse und Schokolade liebe. Aber weder betreibe ich Marathonsport, um so schlank zu bleiben, noch ernähre ich mich ausschließlich von Grünzeug! Viele wirklich dicke Menschen scheinen dies aber zu glauben. Einige »Dicke« glauben selbst, dass »Dünne« den ganzen Tag damit beschäftig sein müssten, so schlank zu bleiben. Ich für meinen Teil glaube ja eher, dass »Dicke« wesentlich mehr Zeit damit verbringen müssen, ihr Gewicht zu halten, als andersherum. Aber das mag ein Vorurteil sein. Dicke behaupten ja auch oft, dass sie gar nicht oder zumindest nicht viel essen — jedenfalls nicht mehr als Dünne. Nun, als Heilpraktikerin weiß ich, dass Luft alleine nicht dick macht und es gibt auch keine Krankheit (außer Esssucht natürlich) die extreme Fettleibigkeit bei normaler, kontrollierter Ernährung verursacht. Wie gesagt, ich rede hier nicht über 20 Kilo zu viel! Ich sehe immer noch das Bild von dem dicken Mann in dem viel zu kleinen Flugzeugsitz vor mir. So dick wird man nur durch falsche Ernährung und dies in rauen Mengen. Und natürlich durch übermäßigen Alkoholkonsum — wobei ich diesem dicken Mann damit keineswegs unterstellen möchte, dass er überhaupt Alkohol trinkt! Aber seine Essgewohnheiten, die müssen krankhaft, bzw. zwanghaft sein.

fat womanAber auch darüber möchte ich gar nicht urteilen. Jedem das seine. Leben und leben lassen. Gerade wenn es sich dabei um Erwachsene handelt! Die einen rauchen sich zu Tode, die anderen saufen sich zu Tode und wieder andere fressen sich zu Tode. Ich für meinen Teil möchte meinen Tod irgendwann auch einmal gerne selbst bestimmen können, allerdings nicht schleichend wie zum Beispiel durch Adipositas. Allerdings bemerke ich als »Dünne« immer häufiger eine aufkeimende Diskriminierung, seitens »Dicker«. Ich denke aber, dass hängt nicht nur mit dem Umstand zusammen, dass ich schlank bin, sondern hier spielen eher zwei Faktoren eine Rolle: Körpergewicht und Alter. Immerhin werde ich demnächst 50 und von einer 50zig jährigen erwartet man eher Kleidergröße 42 und aufwärts. Größe 36 wird eigentlich nur noch Teenagern zugestanden, obwohl die ja bekanntlich auch immer dicker werden, vor allen Dingen die Mädchen. (Leider scheint dies die Eltern aber oftmals nicht zu interessieren und darüber sollte man schon auch urteilen!) Jedenfalls bemerke ich oftmals, wie gleichaltrige, aber sehr übergewichtige Frauen mir sehr kritisch, wenn nicht sogar unfreundlich begegnen. Erst vor ein paar Tagen hatte ich nämlich wieder so eine Begegnung. Die »Dicken« mögen bei solchen Behauptungen lachen und rufen, genau das Gegenteil sei der Fall. Sie seien es, denen man immer mit Unfreundlichkeit begegnen würde. Zugegeben, auch das stimmt oftmals!

slimmingUnd es ist auch sicherlich nicht einfach, in einem Land wie Deutschland immer auf die schlanke Linie zu achten, wo es bspw. an einer Autobahntankstelle zwar 10 verschiedene Sorten Bier in Flaschen gibt, aber kein einziges belegtes Brötchen ohne Butter! Das ist auch noch so etwas, dass mich stört. Ich esse mittlerweile wirklich gern vegetarisch und das nicht nur aus Tierliebe. Es gibt gute Alternativen zu Butter, Milch und sogar zu Fleisch (nur mit dem Käse, da hapert’s noch ein wenig), man muss nur wissen, wo man diese Dinge kaufen kann. Leider sind die normalen Supermärkte da noch nicht wirklich gut sortiert und auch das Angebot an vegetarischen Gerichten in Restaurants lässt hier zu Lande eher zu wünschen übrig. Da lobe ich mir Amerika, wo man in jedem größeren Supermarkt mittlerweile ein gutes Sortiment an veganen Alternativen findet und wo die „grünen“ Supermärkte mittlerweile größer sind, als die herkömmlichen. Auch gibt es in fast allen Restaurants dort eine gute und leckere Auswahl an vegetarischen und veganen Gerichten und man erntet als Vegetarier oder Veganer vor allen Dingen keine schiefen Blicke. Mag sein, dass die Bevölkerung in den USA zu der fettleibigsten weltweit gehört, trotzdem gehören die USA aber auch sicherlich zu den Ländern, die das beste Angebot an gesunden, frischen und vegetarischen Lebensmitteln bieten.

hair-977188_1280Nun werde ich für meinen Teil allerdings bestimmt nicht 30 Kilo zunehmen, nur damit mehr dicke Frauen (mit dicken Männern habe ich das Problem komischerweise sowieso nicht) nett zu mir sind! (Ich bin schlank, also bitte nicht füttern.) Ich würde es auch nicht mögen, wenn alle Welt mich plötzlich mag. Ehrlich gesagt, lege ich darauf gar keinen Wert. Ich versuche objektiv an Menschen die ich nicht kenne heranzugehen und Schubladen erstmal zuzulassen. Zugegeben das ist einfacher gesagt, als getan. OK, Hand auf Herz. Ich verstehe nicht, warum gerade so viele sehr dicke Frauen dazu neigen sich auch noch einen asymmetrischen Kurzhaarschnitt mit lila oder knallroten Strähnen verpassen zu lassen. Dieser Look ist einfach nur grauenvoll, egal, ob man nun dick oder dünn ist. Aber ansonsten interessiert es mich nicht die Bohne, ob jemand nun fett oder mager ist.  Ich finde sogar, das es Frauen gibt, denen das üppig sein ausgesprochen gut steht — nur dass ich im Flugzeug tatsächlich immer lieber neben jemand Dünnem sitzen würde, egal wie unsympathisch er mir auch wäre, als neben jemandem so dicken wie diesem Mann aus dem Werbespot.

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