Schlipsträger & der Halo Effekt

Zugegeben ich mag ihn nicht, diesen hellenischen Sonnyboy mit seiner betont salopp/lockeren Art, die auf mich nur gekünstelt und krampfhaft wirkt. Dahinter verbirgt sich meiner Meinung nach eher ein ausgeprägter Hang zum bacchantischem. Dies würde auch viel eher zu seiner Einstellung — in Bezug auf die Schulden derer die er vertritt — passen. Die Rede ist hier vom neuen griechischen Finanzminister Varoufakis. Wie gut nur, dass Pythagoras Gebeine wohl mittlerweile zu Staub zerfallen sind. Er würde sich sonst wohl in seiner Grabesstäte umdrehen, angesichts dessen was sich da gerade in seinem Heimatland zusammenbraut. We agreed to disagree, erklärte Schäuble cooly am vergangenen Donnerstag und gab dem uncoolen Sonnyboy einen Korb. Vielleicht hätte er ihm auch noch einen Abakus überreichen sollen.

PythagorasStatt sich nur aber mit den überzogenen Forderungen dieses sonnenverwöhnten „Finanzministers“ auseinanderzusetzen, beschäftigt sich die Boulevardpresse lieber mit der Tatsache, dass man diesen noch nie mit Schlips gesehen hat. Lekker belangerijk, würde der Holländer dazu sagen. Man nennt dies auch den Halo-Effekt. Hierbei handelt es sich um einen Wahrnehmungsfehler, bei dem wir uns eine einzelne Eigenschaft aus einer Person herauspicken, zumeist etwas, dass uns sogleich ins Auge sticht — und dann wird diese Person gnadenlos nach dieser Eigenschaft beurteilt! Die typischen Klischees kennt jeder: blonde Frauen, Dicke, Porschefahrer. Blonde Frauen sind dumm, Dicke sind faul und Porschefahrer — naja, ihr wisst schon. Diesem Halo-Effekt erliegen wir jeden Tag. Auch ich bilde da keine Ausnahme. In Bezug auf den neuen griechischen Finanzminister war es bei mir jedoch nicht das Fehlen des Schlipses, denn dies unterstreicht meiner Meinung nach nur sein krampfhaftes Bemühen locker zu wirken. Es ist der Typ Mann an sich. Mag sein, dass ich einfach zu lange in einem südeuropäischen Land gelebt habe — denn dort wimmelt es nur so von diesem Typ. Jeder der schon mal Urlaub in Südeuropa gemacht hat, weiß wovon ich spreche. Zumeist betätigt sich dieser Typ als Animateur und irgendwie passt diese Bezeichnung für mich auch viel besser zum neuen griechischen Finanzminister. Er versucht mit seinem aufgesetzten Charme den Rest von Europa zu umgarnen und will uns gleichzeitig auch noch die Kohle aus der Tasche ziehen. So einigen Urlauberinnen dürfte dieses Szenario (en petit) wohl bekannt vorkommen. Diese Typen sind wie heiße Luft. Wie gut nur, dass der deutsche Finanzminister gegen solche Charmeattacken immun ist.

tieZurück zum Schlips und dem Halo-Effekt. Ein Schlips strahlt Seriosität aus, ebenso wie ein Anzug, vorzugsweise in dunklen Farben. Hier nun die Namen von einigen Personen die 2014 wegen Betrügereien und Blendertum in die Medien gerieten — allesamt Schlipsträger: Ramstetter, Meyer, Obermair (ADAC-Vorstand), Großmann (BER), Hoeneß (Fußball), Middelhoff (Manager), Edathy und Hartmann (Politiker). Da ist aus jeder Sparte etwas dabei. Oh ja und bevor ich es vergesse — der Gleichberechtigung zuliebe: Alice Schwarzer gehört auch dazu. Die trägt zwar keinen Schlips, würde aber bestimmt dafür plädieren, dass Frauen mehr Krawatte tragen. Kleider machen eben Leute. Dieses Sprichwort stimmt leider immer noch. Jede Mutter die ihrem schulpflichtigen Kind keine teuren Nike‘s kaufen kann, weiß wovon ich spreche. Statt zu sehr auf Äußerlichkeiten zu achten, wäre es gut, einen Schritt zurückzutreten und das ganze Bild, oder besser gesagt, die ganze Person zu betrachten. …Und dann mehr auf die Körpersprache statt auf die Körperbekleidung zu achten.

businessmanSo oder so. Obwohl das nicht Vorhandensein eines Schlipses nicht zwingend das nicht Vorhandensein von Seriosität umfasst (es soll ja auch blonde Frauen geben die trotzdem Intelligent sind und Dicke die fleißig sind), halte ich den neuen griechischen Finanzminister für wenig seriös. Dies gilt im Übrigen auch für seinen Buddy Tsipras, seines Zeichens auch kein Schlipsträger. Andererseits befinden wir uns ja momentan auch in der Karnevalszeit und es könnte ja sein, dass die beiden Helenen auch bloß befürchteten, dass man ihnen ihre Schlipse abscheiden könnte. Immerhin müssen die Griechen ja sparen und Schlipse kosten Geld. Andererseits waren schon die alten Griechen eher für ihre ausschweifenden Gelage bekannt, nur dass sie damals die Zeche nicht prellten.

Bildmaterial:
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Post (Blog) Foto 1: Pythagoras Kopf auf der Statue des Denkers, Copyright by Kristine Weitzels
Post (Blog) Foto 2 und 3: Pixabay free images, commercial use & mods allowed

 

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