From Radio Istanbul to George Benson Live In Concert

Wenn ich koche und dabei liegt die Betonung definitiv auf WENN, dann höre ich dabei Musik. Ein Relikt aus meiner Zeit in der Modebranche sind die CDs. Unzählige gute CDs aus aller Herrenländer: von Afro über House und Jazz bis Rock und Underground. (Alles, bloß kein Techno.) Jede Boutique wurde früher von mir mit exquisiter Musik ausgestattet. Egal wo ich gerade war, ob in Shanghai oder Miami, immer brachte ich gute Musik von dort mit. All diese CDs höre ich nun erneut ab. Ca. 500 Stück. CD für CD, immer dann, wenn ich und Øsel in der Küche hantieren. Dabei katalogisiere ich die einzelne Stücke nach Genre und alle Stücke die mir besonders gut gefallen, überspiele ich dann mit der Zeit auf Playlists die ich wiederum im Auto oder über Sonos auch im ganzen Haus abspielen kann — z.B. im Wohnzimmer zum Essen. Deshalb kann es auch sein, dass in der Küche eine Musikrichtung dreht und im Wohnzimmer eine ganz andere. Theo ist daran gewöhnt und so manch einer der abends Theo anruft mag glauben, wir lebten in einem Supper Club.

Was Musik angeht, so war ich immer schon sehr gefühlig.  Nicht hasse ich mehr, als um die Nikolauszeit herum in Holland einen Supermarkt zu betreten. Dort wird dann nämlich nur Kinder-Canon-Sing-Sang gespielt, eine schier endlose Litanei oder Elegie monoton-hell piepsender Stimmchen, die mir das Blut in den Adern gefrieren lässt! Ich bevorzuge definitiv Deep-House und Jazz aber ich stehe auch auf Rammstein, wenn auch nur volle Pulle. Wie oft ist Theo nicht schon in meinen Wagen gestiegen, um ihn aus der Garage zu fahren (weiter darf er auch nicht) und ihm flog die Hutschnur weg, weil er vergaß erst den Lautstärkeregler herunter zu drehen.

Das erste was ich wahrnehme wenn ich irgendwo bin, sind die Geräusche und dazu gehört auch die Musik. Und obwohl ich Musik gerne tierisch laut höre, bin ich ansonsten eher sehr Geräuschempfindlich. Musik die ich als penetrant empfinde, wie Schlagermusik oder französische Chansons, können dazu führen dass ich ein Geschäft oder Restaurant sofort wieder verlasse. Regionale Radiosender sind für mich die reinste Folter. Das war schon immer so. Am Samstag war es jedoch so, dass in der Küche eine CD von Saint Germain drehte, mit einem guten House-Mix der tatsächlich ein wenig an türkischen Folk erinnerte. Theo den ich zum Essen rief, fragte deshalb, ob ich nun Radio Istanbul hörte. Im Wohnzimmer hingegen lief eine Playlist über Sonos mit Jazz Music: Geoge Bensons – Live in Concert.

Ich bin 50 und höre Musik immer noch gerne und vor allen Dingen, gerne LAUT. Gewisse Musik geht auch nur laut, wie die eben schon erwähnte von Rammstein. Wenn dabei nicht die Scheiben im Auto vibrieren, dann ist es nicht OK. Und gibt es etwas Komplexeres wie Jazz? Bessere Dance Music als House oder Progressive? Ist Latin Music oder Lauch nicht das Nonplusultra für einen heißen Tag am Strand? Natürlich höre ich auch noch gerne die Disco Musik der 80ziger, aber auch die neuen Beats kaufe ich noch regelmäßig bei amazon. Irgendwie wundert es mich schon, dass sich mit zunehmendem Alter nicht ruhiger werde. Müsste mir die laute Musik nicht langsam an den Ohren herauskommen? Und überhaupt — müsste ich nicht langsam generell gediegener werden und mich mehr meinem fortgeschrittenen Alter entsprechend verhalten? Tja, vielleicht schon. Dann wäre ich wohl eher Gesellschaftsfähig, so bin ich es nur bedingt. Ich sage was ich denke, ich tue nichts was ich nicht will und wem nicht passt dass ich mit 50 immer noch Zöpfe und zerlumpte Jeans trage — und laute Musik höre, der braucht sich ja auch nicht mit mir abzugeben (oder ich mich mit ihm.)

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