Mag sein, dass ich eigentlich ja noch zu jung bin, um mir wirklich ein Urteil zu erlauben. Deshalb schreibe ich auch nicht über das alt sein, sondern nur übers alt werden. Ich bin 49 und Alter ist natürlich relativ. Meine Freundin, die vor zwei Jahren an Krebs verstarb, trug zum Beispiel auch mit 64 Jahren noch immer Zöpfe und konnte sich freuen, wie ein Schulmädchen (vor allen Dingen, wenn es darum ging das andere Geschlecht auf die Schippe zu nehmen.) Ihr Mann und mein Lebensgefährte hatten mit uns zwei manchmal wirklich was auszuhalten. Meine Freundin war es auch, die mir sagte, ich solle jetzt leben. Was bringt es für später zu sparen? Sie und ihr Mann haben immer nach diesem Motto gelebt und sie sind jetzt beide tot.
Bei Kindern finde ich, ist es anders und wenn die ein Jahr älter werden ist dies durchaus ein Grund zum feiern. Bei Kindern sieht man aber auch einen Entwicklungs- oder meinetwegen Wachstumsprozess. Erwachsene — ab einem gewissen Alter zumindest — entwickeln sich, wenn, nur noch zurück. Sie werden vergesslich, überall plagt das Zipperlein und sie wachsen auch nicht mehr. Im Gegenteil: ab einem gewissen Alter fängt man sogar wieder an zu schrumpfen! Irgendwann erreicht man den Punkt, wo alles ein Wettlauf gegen die Zeit wird, den man auf kurze oder lange Sicht eh nur verlieren kann. Egal, wie gesund und bewusst man lebt. Degeneration auf allen Ebenen. Das ist auch der Grund, warum ich Erwachsenen nicht zum Geburtstag gratuliere. Ich persönlich finde, das älter werden dann kein Grund mehr zum feiern ist. Dies ist übrigens auch der Grund, warum ich diesbezügliche Mitteilungen von facebook ignoriere.
Ich persönlich möchte auch gar nicht so alt werden und schon gar nicht will ich später einmal in einem Altersheim dahinsiechen. Lieber würde ich den Zeitpunkt meines Ablebens selbst bestimmen und dann in Würde gehen — so dämlich das nun auch klingen mag. Niemand kann mir (als erwachsene Person) etwas vorschreiben, geschweige denn verbieten. Wenn ich mich kaputt saufe, oder fresse, oder durch leichtsinniges Autofahren, risikoreichen Sport, etc. mein Leben aufs Spiel setze, so ist dies ganz allein meine Sache. Aber wenn es wirklich darum geht, hier und jetzt, bewusst aus dem Leben treten zu wollen, beraubt man mich (besser gesagt uns alle) der Rechte auf einen freien Willen! Aber ich denke, das ist ein Thema für einen anderen Blog.
Zurück zum Altwerden. Graue Haare finde ich schrecklich! Nie im Leben würde ich in Grau gehen, obwohl ich zugeben muss, dass es einigen „älteren“ Menschen sogar recht gut steht. (Christine Lagarde zum Beispiel oder Frank Schätzing.) Aber da ich meine Haare eh färbe, ist das mit den grauen Haaren bei mir auch kein Thema. Aber seit einem Jahr brauche ich eine Brille. Lesen kann ich noch alles, egal wie klein es auch sein mag. Aber alles das weiter entfernt ist als zwei Meter – oh, oh. Natürlich setze ich die Brille aber nur zum Autofahren auf. Fast hätte ich deshalb aus dem Supermarkt neulich auch den falschen Mann mit nach Hause gebracht! Seitdem darf Theo kein schwarzes T-Shirt mehr zu seinen Jeans und Sneakers tragen, weil so ungefähr 80% der männlichen Bevölkerung gekleidet ist. (Und wenn er es doch tut, binde ich ihm ein rosa Halstuch um. Besser er macht sich zum Narren als ich, weil ich eine Brille trage!) Zum Glück ist Øsel weiß und weiße Hunde gibt es nicht so oft. Ich will gar nicht daran denken, wenn ich vom Spaziergang mit dem falschen Hund heim käme! Das würde ich mir nie verzeihen.
Jetzt merke ich, dass der Blog wieder ins lustige abdriftet, dabei geht es doch um ein ernstes Thema. Manchmal sehe ich junge Mädchen, die schon total übergewichtig sind und frage mich, wie es denen wohl später im Alter einmal ergehen wird. Früher habe ich auf mein Gewicht geachtet und Sport gemacht, weil ich einfach nur gut aussehen wollte. Jetzt merke ich, dass sich dies schleichend geändert hat. Jetzt achte ich auf mein Gewicht und mache Sport, weil ich das Altwerden zumindest so lange wie möglich hinauszögern will — wenn ich es schon nicht verhindern kann!
Titelfoto: shutterstock_218870788