Made in Germany

Diesen Blog schreibe ich, während ich mich telefonisch in der Warteschleife des Miele-Kundenservice befinde. »Bitte haben Sie noch einen Augenblick Geduld«, erklingt es aus dem Hörer, begleitet von einer nervig-penetranten Melodie!

Miele — das war früher wirklich einmal eine Qualitätsfirma mit 1A Haushaltsgeräten und Top-Service! Schon meine Oma schwor auf Miele Waschmaschinen, wenn sie auch nur 2 davon hatte. … Und die zweite Waschmaschine kaufte mein Opa ihr auch nicht erst nachdem die erste Waschmaschine unwiderruflich kaputt gegangen war, sondern einfach deshalb, weil nach 20-! Jahren einfach Waschmaschinen auf dem Markt waren die viel besser schleuderten. Die alte Waschmaschine hat dann auch noch jahrelang im Keller gestanden, für den Fall, dass die neue Waschmaschine mal versagte – was aber auch nie geschah.

Wen wundert es da, dass auch ich immer nur Miele kaufte und nicht nur Waschmaschinen. Meine erste Miele Waschmaschine, nebst Wäschetrockner, nahm ich damals sogar mit nach Spanien! Meine Bekannten rieten mir zwar davon ab, weil es damals noch keine Miele-Vertretung in Spanien gab und somit auch keine Ersatzteile, aber ich lachte bloß. Wer braucht schon Ersatzteile für Geräte die eh nie kaputt gehen? Und so war es auch! Waschmaschine nebst Trockner dienten mir einwandfrei, bis dass ich viele Jahre später mein Appartement dort verkaufte – inkl. Mobiliar. Damals waren beide Geräte ca. 12 Jahre alt und zu dem Zeitpunkt hatte Miele dann auch schon Spanien erobert. Erfreut stellte ich fest, dass auch mein holländischer Freund zu Hause in Holland Miele Geräte hatte – zwar auch nicht mehr die neusten Modelle, aber immer noch einwandfrei funktionierend. (Ich hätte meine Designerjeans auch nur ungerne in eine Waschmaschine von DAF gesteckt.) Von daher war es auch vollkommen klar, dass wir für unser gemeinsamen Haus, das wir in Spanien gekauft hatten, ebenfalls wieder Miele Geräte anschafften und ich denke, dass der lockere Verkauf dieses Hauses – Jahre später – an einen Deutschen, auch mit den Miele Haushaltsgeräten zusammenhing. Jedenfalls war man sehr erfreut darüber.

So summiert sich jedenfalls die Anschaffung von Miele Geräten im Laufe der Zeit. Als Theo und ich dann wiederum einige Jahre später nach Deutschland zogen, fanden wir es an der Zeit, seine alten Miele Geräte zu verkaufen und uns wieder einmal neue Geräte zuzulegen — natürlich wieder von Miele! Doch irgendwie war da schon die Qualität nicht mehr die von früher. Es dauerte keine zwei Jahre und der Wäschetrockner war zum ersten Mal kaputt. Es war jedoch innerhalb der Garantiezeit und die Sache wurde anstandslos und vor allen Dingen schnell repariert. Ich rief den Miele Kundenservice an (damals wurde man auch noch sofort zu einer Person aus Fleisch und Blut durchverbunden, ohne dass man sich vorher mit einem Automat herumärgern musste oder im Nirwana einer Endlos-Warteschleife verschwand) und schon am nächsten Tag stand ein Monteur vor der Tür. Das war 2006. Ein paar Jahre später war dann die Waschmaschine kaputt, irgendetwas mit der Elektronik in der Tür. Zwar war die Garantie da schon abgelaufen, aber der Monteur kam wieder gleich am nächsten Tag und reparierte die Maschine, wenn auch zu Apothekerpreisen.

foto blog 42Den Wäschetrockner habe ich dann bis 2014 noch zwei Mal reparieren lassen, weil der Trockenvorgang immer länger dauerte. Jedes Mal kostete die Reparatur über 200 Euro, schließlich kauften wir im April diesen Jahres (2014) einen neuen Trockner, inkl. Waschmaschine, weil die alte mittlerweile beim Schleudern einen Höllenlärm machte. Natürlich kauften wir wieder Miele. Vielleicht aber nur aus Gewohnheit. Jedenfalls war der Trockner dann voriges Wochenende plötzlich kaputt – er trocknete einfach nicht mehr. Also rief ich gleich Montagmorgen den Miele Kundenservice an. Es dauerte 16 Minuten, bis dass ich durchverbunden wurde (nur zur Information mittlerweile bin ich seit über 12 Minuten in der Warteschleife). Ein extrem unfreundlicher Herr teilte mir dann mit, dass er den  Monteur nicht vor kommender Woche Dienstag schicken könnte – immerhin wohnte ich am Niederrhein und die ländlichen Gegenden würden nicht sooft in die Routen der Monteure eingeplant. »Dann müsste ich eben in die Stadt ziehen, wenn ich einen schnelleren Service wolle«, schnauzte mich der unfreundliche Herr an. Ich verkniff mir die Bemerkung, dass das früher aber kein Problem gewesen sei, immerhin lebe ich ja nicht erst seit gestern am Arsch der Welt! »Dienstag zwischen 8.00 Uhr morgens und 14.00 Uhr könnte der Monteur kommen«, sagte der unfreundliche Herr dann. Zwischen acht und vierzehn Uhr – das sind sechs Stunden! Davon ausgehend, dass die Leute ja auch arbeiten müssen (von irgendetwas will so ein Miele Gerät ja schließlich auch bezahlt werden) – wer kann sowas bewerkstelligen? Entweder man hat einen Hausmeister, oder Glück das die Nachbarn zu Hause sind, oder man hat vielleicht eine Oma die sich in der Zeit ins Haus setzt, strickt oder fernsieht, bis dass der Monteur kommt! Aber normale Leute müssen zu der Zeit arbeiten und ich weiß auch nicht, ob man für den Monteursbesuch unbedingt einen Urlaubstag opfern will! »Wenn Ihnen das nicht passt, können Sie sich ja einen Miele Händler vor Ort suchen, der Ihr Gerät repariert«, schnauzte der unfreundliche Herr.

Zugegeben, bei uns ist das nicht ganz so tragisch, weil Theo und ich beide überwiegend von zu Hause aus arbeiten, aber wer tut das schon? Wie macht man das in einer Familie, wo beide arbeiten? Kann man sich dann 6 Stunden frei nehmen, nur weil der Handwerker kommt und dieser nicht in der Lage ist, genauer zu planen? Und was ist das überhaupt für ein Service ggü. Kunden, die ein Gerät von 1.500 Euro Anschaffungspreis zu Hause haben und dass nach nur 7 Monaten schon kaputt ist? Wie ist das bei anderen Marken — immerhin hat Miele immer noch einen sehr guten Ruf!? Wie ist das bei Marken die Waschmaschinen und Wäschetrockner für unter 300 Euro herstellen? (Theo sagt, die nächste Waschmaschine wird so eine, wenn die dann kaputt geht, kaufen wir einfach eine neue!)

Schließlich willigte ich in den Termin für Dienstag ein, denn ein Miele Händler vor Ort würde das Gerät nur gegen Bezahlung reparieren, auch wenn noch Garantie besteht! Eine andere Sache ist natürlich: was macht man mit seiner Wäsche, wenn der Trockner eine ganze Woche nicht funktioniert? Ich mag auch keine knochenharten Jeans anziehen und ich mag auch keine harten Handtücher! Ich bin ein Warmduscher und entsprechend will ich flauschige Handtücher und weiche Klamotten! Außerdem haben wir einen Hund und die Haare von Øsel sind ohne Trockner auch gar nicht mehr aus den Klamotten herauszubekommen… muss gerade unterbrechen, weil ich nach 16-! Minuten in der Warteschleife ENDLICH durchverbunden werde…

…so, da bin ich wieder. Jedenfalls habe ich dann mal schnell im Internet gesurft und einen Eintrag gefunden, woran es liegen könnte, dass mein Wäschetrockner plötzlich nicht mehr trocknet.  Früher, bei dem alten Trockner musste ich das Flusensieb regelmäßig herausnehmen und auswaschen. Bei diesem neuen Trockner allerdings geschieht dies automatisch und der Trockner nutzt zum Reinigen des Siebes das Wasser das er aus der Wäsche zieht. Deshalb sollte man bei diesen Trocknern jedoch den Trockenvorgang nie vorzeitig beenden — was ich aber zugegebenermaßen ab und zu getan habe, und zwar immer dann, wenn ich Jeans trocknete. Zwar kann ich den Trockner auf mangelfeucht einstellen, mir sind die Jeans dann aber trotzdem schon zu trocken. Ich bügele meine Jeans nämlich und dafür habe ich sie lieber etwas feuchter. Jedenfalls stand da im Internet auch, wie man das Problem selbst beheben kann: Einfach das 20 Minuten Warmluft-Programm laufen lassen. Dadurch resettet der Trockner sich wieder und beendet das angefangene Reinigungsprogramm für das Flusensieb, welches ich, durch das vorzeitige Beenden des Trockenvorganges, unterbrochen hatte — und danach funktioniert alles wieder normal!

Natürlich habe ich das gleich ausprobiert und siehe da, danach funktionierte der Wäschetrockner tatsächlich wieder einwandfrei. Weil ich dem Braten aber noch nicht ganz traute, habe ich zuerst einmal Bettwäsche und Handtücher gewaschen und dann in den Wäschetrockner gesteckt. Obwohl auch dabei der Trockner wieder einwandfrei arbeitete, habe ich dann trotzdem noch die ganze Woche gewartet, bis dass ich schließlich heute Morgen den Kundenservice von Miele erneut anrief, um den Termin für die Reparatur abzusagen — weshalb ich eben erneut in der Warteschleife saß! Irgendwie konnte/wollte ich nicht glauben dass es tatsächlich sooo einfach gewesen sein sollte, den Trockner zu reparieren!! Doch sooo einfach war es tatsächlich.

Aber ist dieses Problem bei Miele nicht bekannt? Ich bin doch bestimmt nicht die einzige Besitzerin eines solchen Wäschetrockners, die das Gerät mal einfach so 15 Minuten vorher ausgeschaltet hat! Und was ist überhaupt aus der deutschen Wertarbeit geworden? Werden die Geräte deutscher Firmen überhaupt noch in Deutschland produziert? Wahrscheinlich eher nicht! Das Prädikat „Made in Germany“ wurde übrigens von den Engländern nach dem 2. Weltkrieg eingeführt, um zu vermeiden dass deutsche Produkte die Britischen Inseln überfluteten. Das „Made in Germany“ sollte ursprünglich eine Warnung vor schlechter Qualität sein, doch die Briten fanden nur allzu schnell heraus, dass sich dahinter Wertarbeit verbarg. Aber dies ist wahrlich lange her.

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