UFOs

Ich war sieben Jahre alt, als ich eines Nachts im Sommer wach wurde, weil mein Hund auf dem Bett stand und das Fenster anknurrte. Von meinem Bett aus hatte ich einen guten Blick auf das Fenster und wie immer war auch das Rollo nur so weit heruntergelassen, dass die Schlitze zwischen den einzelnen Lamellen noch geöffnet waren. Das Fenster selbst stand auf Kipp. Dann hörte ich auf einmal einen sehr, sehr hellen Ton, der immer lauter wurde und dann war mein Zimmer für einen Augenblick in gleißend rotes Licht getaucht. Das Licht war so grell, dass ich plötzlich den Schädel und das Gebiss meines Hundes durch sein Fell hindurch sehen konnte, ähnlich wie bei einem Röntgenbild. Im selben Augenblick fing mein Hund an, wie wild zu bellen und dann war der ganze Spuk auch schon vorbei. Zurück blieb ein penetranter Geruch nach verbranntem Gummi. Ich schnappte mir meinen Hund und verlies fluchtartig mein Zimmer. Auch auf die Gefahr hin, mir eine saftige Tracht Prügel einzuhandeln, wenn ich meine Eltern mitten in der Nacht wecken würde, rannte ich mit dem Hund unter dem Arm in ihr Zimmer. Meine Eltern selbst hatten von alle dem auch nichts mitbekommen, denn sie schliefen tief und fest. Ich weckte meine Mutter, aber sie ging erst gar nicht auf mich ein, sondern riet mir, wieder zu verschwinden, bevor ich auch noch meinen Vater aufwecken würde. Die Angst vor meinem Vater war wohl doch größer, als die Furcht vor dem, was da fast mein Zimmer gerammt hätte. Jedenfalls war es mir so vorgekommen, als wäre mein Zimmer nur knapp einer Kollision entgangen. Weil ich mich aber nicht mehr in mein Zimmer traute, setzte ich mich mit dem Hund außen vor die Schlafzimmertür meiner Eltern und wartet darauf, dass es hell wurde.

UFO-1Nach diesem Erlebnis dauerte es eine ganze Weile, bis ich mich in meinem Zimmer wieder einigermaßen sicher fühlte und abends wieder problemlos einschlafen konnte. Meine Mutter tat meine Furcht jedoch als Unsinn ab und erteilte mir Fernsehverbot. Sie meinte, ich hätte einen Alptraum gehabt und dies sei auf Fernsehserien, wie Raumschiff Enterprise zurückzuführen. Tatsächlich gibt es eine zeitliche Parallele, zwischen diesem Ereignis und der Erstausstrahlung von Raumschiff Enterprise im deutschen Fernsehen.

Vor ein paar Jahren habe ich dann einmal einen bekannten Psychoanalytiker zu diesem Erlebnis befragt. Dieser arbeitet selbst mit Hypnose und in Hypnose führte er mich nochmals zu dem Ereignis zurück. Ich erlebte alles noch einmal genau so, wie oben beschrieben. Trotzdem war der Analytiker danach immer noch der Meinung, ich hätte lediglich die Angst vor meinem Vater auf Handlungen der Serie Enterprise projiziert und so meine Erinnerungen verfälscht. Wahrscheinlich sei in der Nacht „bloß“ mein Vater mal wieder in mein Zimmer gestürmt und hätte mich verprügelt, denn auch dabei hatte mein Hund immer gebellt. Dass ich mich in meinem Zimmer nie so wirklich sicher gefühlt hätte, damit hatte dieser Psychoanalytiker auch durchaus recht. Mein Vater neigte zu unkontrollierten Wutausbrüchen, besonders wenn er getrunken hatte und seine Wut ließ er meistens an mir aus. Trotzdem hat mich seine Erklärung nie wirklich zufrieden gestellt. Erstens hatte mein Hund nach diesem Ereignis angefangen, regelmäßig nachts in mein Zimmer zu pinkeln und zweitens hörte ich am nächsten Tag in der Schule einen Jungen, der fast exakt über dasselbe Erlebnis berichtete. Dazu sei gesagt, dass das Haus meiner Großeltern, in dem wir damals alle wohnten, in einem Hang steht. Vom Fenster meines Zimmers aus blickte man den Hang hinab und dann über weite, unbebaute Wiesen und Felder. Das Haus dieses Jungen stand oben auf dem Berg und sein Zimmer lang ebenfalls an der Rückseite, zum Hang hin. Also quasi ebenfalls in der Einflugschneise. Ich habe mich selbst allerdings nie mit ihm darüber unterhalten. Ich war sieben und der Junge mindestens drei Jahre älter. Und obwohl das Schlafzimmer meiner Eltern damals direkt neben meinem Zimmer im OG lag und das Schlafzimmer meiner Großeltern immerhin unter dem meiner Eltern, hatten sie alle nichts mitbekommen.

Ich habe dieses Erlebnis jedenfalls nie vergessen und auch heute noch ist die Erinnerung daran glasklar, auch ohne Hypnose. Mittlerweile habe ich auch eine Erklärung dafür, warum meine Eltern und Großeltern nichts davon mitbekamen: Das Gehör von Kindern ist, genau wie das von Hunden, wesentlich feiner — so einen hohen Ton, wie ich ihn damals hörte, können Erwachsene gar nicht mehr wahrnehmen.

Irgendwann, viele Jahre später, ich war schon erwachsen, erzählte mir dann meine Mutter, dass die Tochter einer ihrer Kegelschwestern unter derselben „Spinnerei“ leiden würde, wie ich als Kind. Ich wusste sofort, auf was meine Mutter da anspielte. Auch die Wohnung dieser Leute lag oben auf dem Berg und wahrscheinlich hatte auch dieses Mädchen ein Zimmer mit Blick zum Hang. Was immer es war, dass da nachts über unser Dorf hinwegflog, war jedenfalls ein wiederkehrendes Phänomen.

UFO-3Wieder ein paar Jahre später, ich lebte damals schon in Spanien, besuchte ich eine Freundin zu Hause. Beim Kaffee erzählte sie mir dann, dass es in der Wohnung einen Raum gäbe, den sie nicht betreten würde. Sie berichtete mir von einem Erlebnis, dass ebenfalls fast exakt meinem Erlebnis glich. Der besagte Raum war das Zimmer ihres Sohnes. Wie es in Spanien üblich ist, hatte sie morgens sein Bettzeug zum Lüften ins geöffnete Fenster gelegt. Als sie es abends wieder hereinholte, war sie plötzlich in ein gleißend rotes Licht getaucht worden. Sie sagte, das Licht sei so grell gewesen, dass sie dabei die Knochen in ihrer Hand hätte sehen können. Vor Schreck sei ihr sogar das Bettzeug aus der Hand und aus dem Fenster gefallen. Schreiend hatte sie dann das Zimmer verlassen — und es seither auch nie wieder betreten. Ihr Mann, der im Wohnzimmer gewesen war, hatte von alledem nichts mitbekommen. Er war dann in das Zimmer gegangen, aber außer einem komischen Geruch hatte er nichts bemerkt. Den Geruch hatte der Mann jedoch auf das heimliche Rauchen seines Sohnes von Marihuana zurückgeführt. Seitdem wurde meine Freundin jedenfalls von ihrem Mann und ihrem Sohn damit aufgezogen, obwohl es seither auch immer wieder Streit deshalb gab, zumal sich meine Freundin immer noch beharrlich weigerte, das besagte Zimmer zu betreten. Die Wohnung meiner Freundin lag in einem Hochhaus, im siebten oder achten Stock und vom Zimmerfenster ihres Sohnes hatte man freie Sicht auf eine weite, unbebaute Fläche gehabt.

Wiederum ein paar Jahre später hatten Theo und ich auf der Dachterrasse meiner damaligen Wohnung in Spanien eine schon eher als lustig zu bezeichnende Begegnung: Ein kleines, silbrig/blau schimmerndes, rundes Objekt mit einer gläsern wirkenden Kuppel flog ganz gemächlich und sehr nahe an uns vorbei, den Strand entlang. Es war Vollmond und wir waren weder betrunken, noch bekifft und bewusstseinsverändernde Mushrooms hatten wir auch nicht verspeist! Wir haben dieses kleine, vollkommen lautlose Objekt dann in den darauffolgenden Nächten noch ein paarmal gesehen. Irgendwie konnte ich nachts immer spüren, wenn es im Anflug war — so als sendete es mit ganz leichten Vibrationen verbundene Schallwellen aus, denn wenn ich dann bspw. aus dem Schlafzimmerfenster blickte, flog es gerade vorbei. Allerdings habe ich nie daran gedacht, mal eine Kamera zu besorgen, stattdessen habe ich immer gewinkt.

UFOs haben jedenfalls schon seit meiner Kindheit eine starke Faszination auf mich ausgeübt und mittlerweile habe (oder hätte) ich auch keine Angst mehr vor ihnen. Oder anders ausgedrückt: Wenn morgen in den Nachrichten käme, dass irgendwo ein UFO tatsächlich gelandet wäre, wäre ich keine 5 Minuten später auf dem Weg dorthin! Und so ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass in meiner Diele das gleiche Poster hängt, wie früher im Kellerbüro von Fox Mulder.

Alien HwayVor knapp 20 Jahren waren Theo und ich dann das erste Mal in Las Vegas. Von dort ist es auch nicht mehr sehr weit bis zur Area 51. Selbst der Highway der dort hinführt, die Route 375,  wird ganz offiziell als „Extraterrestrial Highway“ bezeichnet. Selbstsprechend, dass ich unbedingt dort hin musste! Leider habe ich auf der ganzen Strecke kein einziges UFO, geschweige denn einen Außerirdischen gesehen. Zugegeben, die wenigen Einheimischen, die rund um das Luftwaffenübungsgeländes der Nellis Airforce Base in Wohnwagen kampierten, waren schon sehr außergewöhnlich, vielleicht sogar außerirdisch außergewöhnlich. Zum Preis von 500 Dollar pro Person erklärte ein Anwohner, der durchaus eine starke Ähnlichkeit mit Mr. Jeebs aus „Men In Black“ aufwies, sich bereit, uns nachts auf das Gelände der Nellis Airforce Base zu führen, wo wir bunte Lichter sehen könnten. Zum Schutz gegen die Hubschrauber, die nachts mit Wärmebildkameras über dem Gelände patrouillierten hatte er mit Alufolie beschichtete Decken, unter der wir uns ggf. verstecken konnten. Sollte man uns dennoch schnappen, so wusste „Mr. Jeebs“ zu berichten, würden wir mit einer Geldstrafe von mehreren tausend Dollar rechnen müssen und wahrscheinlich hätte man Theo und mich dann auch auf der Stelle ausgewiesen und danach wohl auch nie wieder ins Land lassen. —Dieses Risiko war uns dann doch zu hoch und so verzichteten wir auf das Abendteuer.

Alien Hway-1Allerdings hatten wir Glück, denn an diesem Tag absolvierte die Airforce Testflüge mit der F-22 über dem Gelände. Die F-22 ist ein kleiner, unglaublich schneller und wahnsinnig wendiger Tarnkappenbomber, der im Tiefflug mehrere Male über uns hinweg schoss. Aber das wirklich spektakuläre daran waren die Kühe: Während ich schon mit dem Bauch flach auf dem Asphalt lag, die Hände über dem Kopf gefaltet und beißender Kerosingestank mich fast ohnmächtig  werden ließ, standen die Kühe auf der benachbarten Weide immer noch seelenruhig da und grasten, als könnte sie kein Wässerchen trüben. Anscheinend waren sie an die Flugmanöver gewöhnt. (Während ich dies schreibe, frage ich mich allerdings, ob das sonderbare Aussehen der Einheimischen dort vielleicht auf den Verzehr des Fleisches dieser Rinder zurückzuführen war. Morbus Marchiafava durch Kerosinvergiftung?) Ich habe dann versucht diese Kampfjets zu fotografieren, was mir allerdings nur bedingt gelang, denn auf den Fotos sieht man tatsächlich nur verzerrte Schatten oder die Jets waren einfach noch zu weit weg und sehen auf den Fotos aus, wie Fliegenschiss. Ich muss dazu allerdings auch sagen, dass ich bloß eine Wegwerfkamera hatte. (Und die 500 Dollar bin ich auch noch losgeworden. Und zwar auf dem Rückweg, durch die Wüste nach Las Vegas — in Form eines Knöllchens! »Das ist nicht die Autobahn«, sagte der Streifenpolizist mit den weißen Stoffhandschuhen in gebrochenem Deutsch zu mir, als ich ihm meinen Führerschein zeigte. Ich antwortete ihm, dass ich schon wüsste, dass dies nicht die Autobahn sei, denn da könnte man schon seit langem keine 120 mph (ca. 180 km/h) als Durchschnittsgeschwindigkeit mehr fahren. Leider verstand er mich nicht und die Knolle musste ich trotzdem berappen.)

Am nächsten Tag machten wir dann einen Ausflug zum Red Rock Canyon (diesmal ließ ich Theo fahren, der fährt wie ein guter Amerikaner, oder anders gesagt, wie eine alte Frau sonntagsmorgens auf dem Weg zur Kirche.) Dort wurden wir dann zusammen mit anderen Touristen Zeugen eines wirklich unerklärbaren Phänomens: Etwas, das wie eine Zigarre aussah, stieg zuerst senkrecht wie eine Rakete in den Himmel, allerdings ohne so etwas wie einen Kondensstreifen hinter sich herzuziehen. Auch war dieses Objekt vollkommen geräuschlos. Es befand sich nur wenige Kilometer Luftlinie von uns entfernt und war somit sehr gut zu erkennen und hätte es einen geräuscherzeugenden Antrieb gehabt, hätte man ihn auf jeden Fall hören müssen. Durch die relative Nähe konnte man allerdings sehr gut die Kontouren und die Farbe erkennen. Deshalb auch meine Beschreibung von einer Zigarre. Das längliche Objekt schien tatsächlich braun zu sein und hatte abgerundete Ecken. Dann bewegte sich das Objekt plötzlich nicht mehr senkrecht, sondern glitt horizontal weiter Richtung Norden. Urplötzlich verschwand es dann, allerdings nur, um wenige Sekunden später irgendwo anders erneut wieder aufzutauchen. Einige der Anwesenden erklärten, dass dieses Objekt schon des Öfteren hier gesichtet worden wäre. Leider habe ich auch hiervon keine Fotos. Die Wegwerfkamera, die ich extra für den Besuch an der Area 51 gekauft hatte, war voll und Handys mit eingebauter Kamera gab es damals noch nicht.

Trotzdem frage ich mich, warum sind die Aufnahmen von UFOs auch heutzutage immer noch so grottenschlecht oder schlichtweg so unscharf, dass man sie selbst mit guten Bildbearbeitungsprogrammen nicht deutlich bekommt? Und das, obwohl doch fast jeder mittlerweile eine hochauflösende Digitalkamera in seinem Smartphone mit sich herumträgt. Von allem Möglichen machen die Menschen heute Fotos in super Qualität — nur nicht von UFOs. Irgendwie schon komisch, oder?

alienWas mein Erlebnis, dass ich als Kind hatte angeht, so bin ich überzeugt, dass dies ebenfalls ein UFO gewesen sein muss. Für mich hörte es sich damals allerdings so an, als würde das Objekt jeden Moment in unser Haus knallen und als hätte der Pilot erst im letzten Moment die Kurve gekriegt. Also frage ich mich, ja haben die Aliens denn noch kein Flugleitsystem? Aber vielleicht hatte der Pilot ja auch nur mit Zuhause telefoniert.

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Bildmaterial:
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