Mutter werden ist nicht schwer, Mutter sein dagegen sehr!

Schon als Kind im Grundschulalter habe ich zu meiner Oma immer gesagt: »Ich werde niemals rauchen, ich werde niemals heiraten und ich werde niemals Kinder kriegen!«

Als ich dann mit 18 an zu Rauchen fing, prophezeite meine Oma, dass ich schwanger wäre noch bevor ich die ersten 100 Zigarettenpackungen geraucht hätte. Nun, so wie es Prophezeiungen im Allgemeinen eigen ist, ging auch diese nicht in Erfüllung. Ehrlich gesagt, hatte ich nicht das Zeug zum Raucher und ich entwickelte mich zum Gelegenheits- oder Wochenend-Paffer. Ungefähr zu dem Zeitpunkt, als ich die ersten 100 Päckchen weggepafft hatte, 10 Jahre später, hörte ich wieder mit dem Rauchen auf. Von einem Tag auf den anderen. Schwanger war ich immer noch nicht und ich wurde es auch nie. Gewollt und ganz bewusst. So, wie ich nämlich nicht das Zeug zum guten Raucher hatte, war ich mir sicher, auch nicht das Zeug zur guten Mutter zu haben. Der Unterschied zum Rauchen besteht allerdings darin, dass man mit dem Rauchen jederzeit aufhören kann! Man kann jedoch nie aufhören Mutter zu sein. Und da ich nie Kinder wollte, erübrigte sich für mich damit auch das Heiraten. Aus meiner Sicht macht nämlich auch das Heiraten nur dann Sinn, wenn man gemeinsame Kinder hat. Leider gibt es immer noch Menschen die sich tatsächlich daran stören, wenn ein Kind sogenannt unehelich ist! Nicht, dass es mich interessieren würde, aber seine Kinder sollte man solchen Vorurteilen nicht aussetzen. Eltern müssen für ihre Kinder da sein. Sie müssen sie beschützen, versorgen, erziehen und lieben.  Etwas das ich mir nie zugetraut hätte.

Auf die Idee zu diesem Blog kam ich (mal) wiedermal durch die Medien. Im Radio lief vor einigen Wochen ein Werbespot in dem der Sender eine Diskussion zu diesem Thema ankündigte. Es ging um Frauen die sich in ihrem Leben ganz bewusst dazu entscheiden hatten keine Kinder zu bekommen und die sich „bereit erklärt“ hatten, im Radio offen darüber zu sprechen. Für mich klang das so, als würden diese Frauen sich über Kleptomanie, Bulimie oder irgendetwas anderes krankhaftes oder schandhaftes outen wollen.

Natürlich gibt es Menschen, allen voran Frauen und zumeist mit mehreren Kindern, die tatsächlich auf die ohne Kinder mit dem Finger zeigen. Mir ist dies selbst ein paar Mal passiert. Einmal sogar in ziemlich dreister Form. Ich hatte mich zu einem Kurs in spanischer Konversation bei der VHS angemeldet. Dieser Kurs setzte voraus, dass alle Teilnehmer zumindest mehr oder weniger fließend Spanisch sprachen. Der Kurs entpuppte sich jedoch als das morgendliche Kaffeekränzchen von ein paar Dauer-Abonnentinnen dieses Kurses. Auch die Konversationen wurden größtenteils auf Deutsch geführt und leider konnte sich die Kursleiterin dagegen auch nicht wirklich durchsetzen. Eine dieser Dauerkursteilnehmerinnen bestimmte sogar die Themen, über die geredet wurde: Entweder ihre Kinder, sie hatte 4 Stück, oder ihre Krebserkrankung. Ich sah mir dies beim ersten Treffen an, ohne etwas zu sagen — nicht dass ich überhaupt zu Wort gekommen wäre. Als sich das Spiel jedoch in der darauffolgenden Woche wiederholte, äußerte ich mich dazu. Die Rädelsführerin fuhr mir daraufhin extrem schroff über den Mund, was mir überhaupt einfiele, mich zu mokieren. Frauen wie ich, die niemals Kinder bekommen hätten, gehörten eingesperrt und zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt. Dass ich kinderlos war, wusste sie aus der Vorstellungsrunde. Vielleicht hätte ich ihr sagen sollen, dass sie mit ihren radikalen Ansichten höchsten bei Nicolae Ceaușescu Eindruck hätte schinden können, aber erstens war der radikale Diktator damals schon längere Zeit tot und außerdem bezweifelte ich, dass diese Frau überhaupt gewusst hätte, wer Ceaușescu war. Stattdessen habe ich den Kurs dann sausen lassen.

Dieses Jahr werde ich 50 und fürs Kinderkriegen ist es mittlerweile definitiv zu spät. Aber ich bereue meine Entscheidung nicht und vor allen Dingen schäme ich mich nicht dafür. Ich habe mich nämlich ganz bewusst „dagegen“ entschieden und ich würde mir wünschen, dass sich vor allen Dingen mehr Frauen bewusster „dafür“ entscheiden. Kinder bringen eine lebenslange Verantwortung mit sich. Man kann sie nicht einfach mal so bei Seite legen, wie ein Tamagotchi und Kinder kosten zudem auch Geld! Wenn ich nicht in der Lage bin finanziell für ein Kind zu sorgen, bin ich auch oft nicht in der Lage für mich selbst zu sorgen. Und die Rechnung schwanger zu werden, um so den Vater des Kindes an mich zu binden damit dieser für mich und das Kind sorgt, ist eine Rechnung die meist auch nicht aufgeht. Oft höre ich dann auch Sprüche wie, das Kondom ist geplatzt, oder die Pille hat versagt, oder ich habe vergessen die Pille zu nehmen. Die Pille ist ein Medikament und irgendwie glaube ich nicht, dass sie nicht wirkt und selbst wenn man sie mal vergisst, so wirkt sie immer noch, denn vor allen Dingen ist die Pille ein Hormonpräparat und keine Kopfschmerztablette, deren Wirkung nach ein paar Stunden aufhört. Paare die ihre Familie ganz bewusst und v.a.D. gemeinsam planen, also auch den Zeitpunkt wann sie Kinder möchten, zolle ich deshalb großen Respekt. Ihre Kinder sind Wunschkinder. Das will sicherlich nicht heißen, dass sie mit deren Erziehung nicht irgendwann auch einmal überfordert sind und etwas falsch machen, aber ich denke, solche Eltern behalten viel eher die Nerven wenn es darauf ankommt, als Eltern von Kindern deren Existenz bspw. auf ein geplatztes Gummi zurückzuführen ist.

nautilusIrgendwann, als ich ca. die ersten 40 Zigarettenpäckchen weggepafft hatte, es muss so gegen Mitte der 1980-ziger Jahre gewesen sein, stand ich einmal bei Aldi in der Schlange vor der Kasse. Es war Weihnachten und ich hatte mir meinen Vorrat an Schokoladenbaumstämmen gesichert. In der Schlange neben mit stand eine Mutter mit ihrer vielleicht 6 oder 7 jährigen Tochter. Das Mädchen stieß mehrmals den Einkaufswagen in die Haken einer älteren Dame vor sich. Die Mutter des Mädchens ließ ihre Tochter gewähren. Schließlich drehte sich die ältere Dame um und sagte dem Mädchen, es solle aufhören. Das Mädchen tat jedoch genau das Gegenteil und so forderte die ältere Dame die Mutter auf, dafür zu sorgen, dass das Kind ihr nicht ständig den Wagen in die Haken rammte. Die Mutter pflaumte daraufhin die Frau an, dass sei mal wieder typisch für die Alt-Nazis und heutzutage würde man Kinder antiautoritär erziehen. Dadurch ermutigt rammte das Mädchen der Frau nun den Wagen noch fester in die Haken. Diese drehte sich daraufhin erneut um und hob dabei die Hand, wie um dem Kind eine Ohrfeige zu geben. Nicht, dass sie in der Lage gewesen wäre, der Göre überhaupt eine zu langen, immerhin befand sich ein Einkaufswagen zwischen den beiden, doch das hinderte die Mutter des Mädchens nicht daran solgleich in lautes Gezeter auszubrechen und die ältere Dame der Kindesmisshandlung zu bezichtigen. Mittlerweile verfolgten mehrere Menschen das Geschehen und während die Mutter mit dem Finger auf die ältere Dame zeigte und immer wieder etwas von Kindesmisshandlung und Anzeige schrie, brach die diese in Tränen aus. Auch ich war damals noch nicht reflektiert oder geistesgegenwärtig genug um einzuschreiten. So jedoch ein älterer Herr, der unbemerkt ein großes Glas Honig aus dem Regal genommen hatte, es aufschraubte und den Inhalt dann der grinsenden Göre über den Kopf schüttete! Das haben Sie von Ihrer antiautoritären Erziehung, sagte er dabei seelenruhig zur der kreischenden Mutter, — dann war auch schon der Geschäftsführer zur Stelle und nahm sich der Sache an.

Solche Begebenheiten trugen bei mir jedoch maßgeblich dazu bei, dass ich lange keine Meinung dazu hatte, wie man Kinder nun erziehen müsste. Ich selbst bin alles andere als antiautoritär erzogen worden und bei all den Holz-Kochlöffeln die auf meinem Hintern kaputtgeschlagen wurden hätte man meine Mutter eigentlich dazu verpflichten müssen jedes Jahr einen neuen Baum zu pflanzen. Für sie muss es ein echter Segen gewesen sein, als dann später die Plastik-Kochlöffel auf den Markt kamen. Allerdings schlugen fast alle Bekannten meiner Eltern damals ihre Kinder, es war also für mich nichts Ungewöhnliches. Noch heute störe ich mich bspw. daran, wenn ein Kind in einem Geschäft alles antatscht. Wenn ich das als Kind gewagt hätte, hätte ich gleich dermaßen eine gescheuert bekommen, dass mir Hören und Sehen vergangen wäre.

Dann, vor ein paar Jahren hörte ich den Sinnspruch einer Aufstellungsleiterin die eine Aufstellung mit einem Klient machte, der als Kind viele schlimme Dinge erlebt hatte. Sie wollte, dass der Klient folgenden Satz wiederholte: »Wenn ich eine bessere Kindheit gehabt hätte, wäre aus mir nichts geworden.« Dieser Satz hat tatsächliche eine tröstende Wirkung, aber ich finde er ist dennoch überflüssig. Dem gegenüber stehen nämlich zu viele Kinder die es nicht geschafft haben und aus denen nichts geworden ist, weil ihre Eltern (oder ein Elternteil) sie psychisch zu Grunde richteten. Warum einige Kinder die geistige Stärke haben den Terror ihrer Kindheit: Prügel, Vernachlässigung, Missbrauch usw. zumindest relativ unbeschadet zu überstehen und sich als Erwachsene dennoch im Leben zurecht finden und etwas aus sich machen und andere wiederum nicht, ist auch so etwas über das ich schon sehr oft nachgedacht habe. Vielleicht hängt es tatsächlich mit seelischer Reife zusammen. Es erscheint mir logisch, dass eine „alte“ Seele eher mit schweren Traumata fertig wird. Aber das Letzte dass ich möchte, ist diesem Blog einen esoterischen Touch geben. Ich halte nichts von Esoterik und ich wünschte man könnte ernsthaft und laut über Reinkarnation nachdenken ohne gleich in die Ecke von Spinnern gedrängt zu werden.

In den meisten Ländern dieser Erde muss man eine theoretische und praktische Prüfung ablegen, um einen Führerschein zu bekommen. In der Schweiz und einigen anderen Ländern muss man sogar einen Kurs in Hundeerziehung und artgerechter Hundehaltung besuchen, bevor man sich einen solchen zulegen kann. Und wenn man ein Kind auf legalem Wege adoptieren möchte, muss man nicht nur über ein ausreichend hohes Einkommen verfügen, sondern auch noch einige ganz andere Qualifikationen nachweisen. Nur selbst Kinder in die Welt setzen kann und darf jeder, der körperlich dazu in der Lage ist. Vielleicht sollte man allen Erwachsenen an ihrem 18 Geburtstag eine Puppe mit nach hause geben — wenigstens für drei Monate. Eine Puppe, die zu mindestens nachts alle zwei bis drei Stunden schreit, solange, bis man ihr Flüssigkeit zufügt. Im Vergleich zu einem richtigem Baby dass natürlich nicht nur nachts sondern rund um die Uhr betreut werden muss, ist das immer noch ein Klacks, wie ich finde. Aber ich bin mir sicher, dass Frauen nach einem solchen Test viel seltener die Pille vergessen oder über geplatzte Kondome klagen würden! (Und auch einige Männer würden wohl eher auf blöde Sprüche, wie „ich pass‘ schon auf“ oder „es wird schon nichts passieren“ verzichten.)

Leider sind wir Deutschen aber vom Aussterben bedroht und wir bekommen durchschnittlich nur noch eins-komma-irgendwas Kinder. Das ist zu wenig, um uns ggü. vielen anderen Ländern mit höheren Geburtenzahlen zu behaupten. Also propagiert der Deutsche Staat das Kinderkriegen. So, wie man den Autofahrer an allen Ecken und Ende rupft, bekommen Familien mit Kindern und Alleinerziehende alle nur erdenklichen Vergünstigungen, Zuschüsse, etc.. Ich weiß, dass viele Eltern dies anderes empfinden, aber es ist tatsächlich so. Welcher Arbeitnehmer kann sich mehrere Monate bezahlt frei nehmen, ohne dies vorher mit seinem Boss abgesprochen zu haben und dann auch noch erwarten danach wieder seinen alten Job zu bekommen? Und jüngst erst hat ein Gericht entschieden, dass selbst konstantes Kindergeschrei nicht mehr als Lärmbelästigung einzustufen ist. Ich finde das unmöglich. Ab einer gewissen Dezibel-Einheit gelten Geräusche als Lärm und dazu zählt meiner Meinung nach Kindergeschrei genauso, wie zu laute Musik oder das Geschrei von Erwachsenen. Ich frage mich auch, was das für Eltern sind die nicht in der Lage sind, ihren Kindern zu erklären, dass man Rücksicht auf seine Mitmenschen nehmen muss. Dass sich ein Kind mal laut freut, OK — aber deshalb müssen sie doch nicht konstant herumschreien.

Jedes Mal bevor ich ein Flugzeug besteige hoffe ich, dass niemand mit kleinen Kindern in meiner Nähe sitzt. Man kann Glück haben und trifft auf Eltern die ihre Kinder im Griff haben. Das sind dann auch immer die, die sich um ihre Kinder kümmern und keinen genervten Eindruck machen. Wie viele Kinder im Vorschulalter kommen in schmutzigen Sachen und ohne Pausenbrote zur Schule, weil sich zu Hause niemand um sie kümmert? Und wie viele Kinder werden einfach totgeprügelt? Man glaubt immer dass dies nur die Männer tun, auch das ist falsch. Mütter schlagen genauso oft zu, wenn nicht sogar öfter — wenn vielleicht auch nur aus dem Grund, weil sie in der Regel mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Natürlich auch deshalb, weil es doch meistens immer noch so ist, dass der Vater den ganztags Job hat. Und was die Alleinerziehenden angeht, ist es auch so, dass das Sorgerecht doch in den meisten Fällen immer noch der Mutter zugesprochen wird. Statt Kinderkriegen zu propagieren sollte man also erst einmal dafür sorgen, dass Menschen im fortpflanzungsfähigen Alter eine gewisse Aufklärung erfahren, was das Kinder in die Welt setzen überhaupt bedeutet. Und ja, so gesehen ist die Überschrift dieses Blogs ein wenig am Thema vorbei, denn natürlich betrifft dies auch die Männer (oder Väter) — auch wenn diese sich eher aus der Verantwortung stehlen können, denn es sind nun mal Frauen die die Kinder bekommen.

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